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Auf den Spuren der Jungsteinzeit

Starkenburger Echo | 19. Januar 2012 | Brigitta Schilk

Exkursion: Mit Heimatforscher Hans Wagner zu den Hügelgräbern auf der Juhöhe – Schlackereste geben Rätsel auf

Ausflug in die Vergangenheit: Die Hügelgräber auf der Juhöhe waren Ziel einer Exkursion mit Heimatforscher Hans Wagner, der den Teilnehmern zur Veranschaulichung auch eine grobe Grabskizze vorlegte.
Der Kultur- und Museumsverein Bonsweiher hatte zu einer Exkursion mit Heimatforscher Hans Wagner eingeladen. Mit ihm machten sich 20 Interessierte auf den Weg zu den sechs jungsteinzeitlichen Hügelgräbern auf der Juhöhe.
Die trockenen Blätter im Wald knirschten unter den Sohlen der Teilnehmer, die bei Bilderbuchwetter zur Exkursion „Entlang der Hügelgräber auf der Lee“ (Juhöhe) kamen. Auf dem Parkplatz „Hölzerne Hand“ zeigte Hans Wagner den Interessierten sein selbst gefertigtes Trinkgefäß und eine Amphora, ein Gebrauchsgefäß mit Schnurverzierungen, das die Schnurkeramiker zur Getreideaufbewahrung nutzten.

Anhand einer groben Grabskizze veranschaulichte er die Lage der Grabbeigaben. Damit hatte er die Neugier auf die damaligen Menschen und ihr Leben zur Jungsteinzeit geweckt.
Einer der Teilnehmer fragte nach Knochenfunden im Grab. Auf der Juhöhe gab es keine, nur in Gegenden mit viel Wasser im Boden, erklärte der Heimatforscher und nannte als Beispiel das Griesheimer Moor. Wagner beschrieb unterwegs den alten Wegverlauf und erzählte, dass sein Großvater diesen noch mit Pferdegespann befahren habe.

An den noch nicht geöffneten Gräbern Nummer fünf und sechs blieben bei einigen Teilnehmerinnen Zweifel, ob sich hier wirklich ein Hügelgrab befindet. Zu unscheinbar wirkte auf sie die kleine Anhebung mit einem Durchmesser von 15 Metern. Entlang des Bergkamms vom Steinkopf wanderte die Gruppe zum Parkplatz an der Lee. Dort verwies Wagner auf den archäologischen Lehrpfad und vermittelte Grundlegendes zur Jungsteinzeit und zur Zeit der Bandkeramik. Er erinnerte auch an die Revolution von 1848, zu der von diesem Platz – Frei Peters Acker – Freischärler von Mörlenbach, Rimbach und Fürth nach Laudenbach zur Volksversammlung zogen. Eine Teilnehmerin steuerte die Geschichte ihres Urgroßvaters Martin Kohn bei, der zufällig zu der Volksversammlung kam. Er wollte als Heppenheimer Schlosser in Laudenbach sein Geld von einem Auftrag eintreiben. Als vermeintlicher Spion auf Kurpfälzer Boden (Baden) wurde er erschossen. Sein Hosenträger mit dem Einschussloch befindet sich im Heppenheimer Museum.
Die Gruppe folgte dem Wanderweg H3. An der zweiten Tafel des Lehrpfads erwähnte Wagner seine Kritik an dem Titel „Krieger und Jäger“. Er erläuterte, dass in den Gräbern keine Waffen – Speere und Pfeile – gefunden worden seien und die Stämme auch keine Notwendigkeit zum Kriegen hatten. Zwischen Frankfurt und München lebten nur 10 000 Menschen friedlich miteinander. Ein aufmerksamer Leser zeigte sich irritiert, dass auf der Tafel Grabbeigaben aufgeführt waren, die sich in keinem der vier ausgegrabenen Gräber befanden. Die Teilnehmer diskutierten unterwegs rege über ihr gerade erworbenes Wissen und stellten sich das Leben der Schnurkeramiker vor.

Nach den Hintergründen zu den Ausgrabungen vor 120 Jahren stellte der Mörlenbacher Heimatforscher die Lebensweise der Siedlungsgruppe, ihre Ernährung und die Bauweise ihrer Häuser vor. Die Leute fragten, wer hier liege, wo die weiteren Toten begraben seien und wo sie gelebt haben. Dazu gibt es verschiedene Siedlungstheorien, jedoch keine definitiven Hinweise, teilte Wagner mit. Noch mehr Rätsel geben die Schlackereste von einer früheren Kupferverhüttung und die gebrannten Lössreste auf, die Hans Wagner mit dem Geologen Jochen Babist im vergangenen Jahr bei einer Quelle fand. Auf einer alten Karte war hier ein Ort der Kupferverhüttung ausgewiesen. Die gebrannten Lössreste stammen wahrscheinlich von einem gemauerten Steinofen. Unklar ist, wer hier zu welcher Zeit Kupfer verhüttet hat.
Diese Spuren der Geschichte riefen bei vielen Teilnehmern Staunen hervor. Und so mancher bekam Lust, nach Schlackeresten zu suchen.

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